Klimastrategie 2040+

Im Geschäftsjahr 2019|20 hat AGRANA die Entwicklung einer Klimastrategie in Übereinstimmung mit dem Pariser Klimaabkommen bzw. den Vorgaben des europäischen Green Deal und des österreichischen Energie- und Klimaplans, welche Netto-Null Emissionen bis 2050 bzw. 2040 vorsehen, gestartet.

Scope 1+2: -50 % bis 2030|31

Im Rahmen ihrer im November 2022 eingereichten wissenschaftsbasierten Ziele bei der Science Based Targets Initiative verpflichtet sich AGRANA dazu, die Emissionen aus ihrer Produktion (Scope 1+2) bis 2030|31 um 50 % sowie die Emissionen aus der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette (Scope 3) um etwa 34 % – jeweils gegenüber dem Basisjahr 2019|20 – zu reduzieren. Langfristiges Ziel des Unternehmens ist es, bis 2040 Netto-Null Emissionen in der eigenen Produktion (Scope 1+2) und bis spätestens 2050 Netto-Null Emissionen über die gesamte Wertschöpfungskette auszuweisen.

In Umsetzung des bestehenden Klimaschutzplanes für die eigene Produktion, der für die erste Etappe bis 2030|31 eine Treibhausgasemissionsreduktion in der AGRANA-Produktion (Scope 1+2) von 50 % gegenüber dem Basisjahr 2019|20 vorsieht, erfolgten im Berichts­jahr 2022|23 folgende Maßnahmen:

  • Umsetzung eines Pakets zum Umstieg auf Strom aus erneuerbaren Quellen, welches mit dem Bezug von externem Grünstrom in Österreich im Geschäftsjahr 2020|21 startete und Zug um Zug in anderen Ländern umgesetzt sowie durch die Installation von Photovoltaikanlagen auf eigenen Produktionsgebäuden ergänzt wird,
  • Ausstieg aus dem Energieträger Kohle am letzten kohlebetriebenen Produktionsstandort der AGRANA-Gruppe in Opava|Tschechien bis spätestens 2025|26,
  • sowie laufende Energieeffizienzsteigerungsmaßnahmen in allen Geschäftssegmenten

AGRANA verfolgt ein Prinzip der vollständigen Rohstoffverwertung zu Haupt- und Nebenprodukten (v. a. Futter- und Düngemittel). In der Phase ab 2026|27 könnte neben die stoffliche Verwertung auch die energetische Nutzung eiweißarmer Rohstoffreste treten, um alle Rohstoffbestandteile weiterhin vollständig, aber auch im Sinne des Klimaschutzes optimal zu nutzen. In der ungarischen AGRANA-Zuckerfabrik in Kaposvár werden Rübenschnitzel und sonstige Rübenreststoffe bereits seit einigen Jahren zur Biogasproduktion verwendet . Da die energetische Verwertung der Biomasse allerdings zu Lasten der Futtermittelerlöse erfolgt, bedarf es geeigneter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, um sie rentabel umsetzen zu können. Ein umfassendes Emissionshandelssystem, das den CO2-Rucksack jeder Konsumentscheidung im Bereich Ernährung, Wohnen, Mobilität und Freizeitverhalten transparent offenlegt und CO2-intensive Lebensweisen durch ihre höheren Kosten erkennbar macht, ist dringend notwendig, um die Transformation zu einer emissionsarmen Gesellschaft zu schaffen und Unternehmen Investitionsentscheidungen zu erleichtern. In Summe müsste AGRANA, basierend auf heutigen Annahmen, bis 2040 rund 470 Mio. € investieren, um die in ihrer Produktion bei der Verarbeitung der eingesetzten Rohstoffe entstehenden Treibhausgasemissionen (Scope 1+2) zu vermeiden, wobei konkrete Projekte nur im Rahmen der unternehmensinternen Fünfjahresplanung hinterlegt sind (darüberhinausgehende Projekte und Kostenschätzungen wurden bisher nur modelliert).

Scope 3: Emissionsreduktion in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette

Der wesentliche Eintrag mit rund 78 % in den Corporate Carbon Footprint der AGRANA-Gruppe im Bereich der Scope 3-Emissionen erfolgt durch den Anbau der vom Unternehmen verarbeiteten agrarischen Rohstoffe. Die Reduktion von in der landwirtschaftlichen Produktion entstehenden Emissionen ist daher der Fokus für AGRANAs Reduktion von Scope 3-Emissionen.

Im Berichtsjahr 2022|23 wurden daher im Zuge mehrerer Expertinnen- und Experten-Workshops Maßnahmen erarbeitet, wie und in welchem Ausmaß Treibhausgasemissionen „am Feld“ reduziert werden können. Wesentliche Ansatzpunkte sind zum Beispiel die Schaffung höherer Transparenz in der Rohstoffbeschaffung v.a. aus Übersee, um Emissionen aus Landnutzungsänderungen – unter anderem durch die Sicherstellung von Entwaldungsfreiheit – zu reduzieren, der Einsatz emissionsreduzierter Düngemittel im Anbau sowie die Einführung regenerativer Agrarpraktiken bei Lieferanten. Die Reduktion von Emissionen bzw. speziell das Erreichen von Netto-Null Emissionen in der Landwirtschaft wird wesentlich von den wissenschaftlichen bzw. regulatorischen Vorgaben zur Kohlenstoffspeicherung/-sequestrierung im Anbau (Carbon Farming) abhängen, die bisher fehlen.

Bei einer näheren Analyse der für die Berechnung des Corporate Carbon Footprint verwendeten, internationalen Datenbanken entnommenen Emissionsfaktoren für Agrarrohstoffe, zeigte sich im Zuge dieser Workshops, dass diese in ihrer Zusammensetzung oftmals nicht der von AGRANA-Expertinnen und -Experten angenommenen gelebten agrarischen Praxis ihrer Rohstofflieferanten entsprechen. Aus diesem Grund wurde im Berichtsjahr 2022|23 ein Projekt zur Erhebung von Primärdaten für die wichtigsten Rohstoffe der einzelnen Segmente gestartet, um AGRANA-spezifische Emissionsfaktoren zu berechnen. Diese Primärdaten werden bei Anbauern von Zuckerrüben, Stärkekartoffeln und Mais in Österreich, für Äpfel in Ungarn sowie für Erdbeeren in Mexiko erhoben. Dabei handelt es sich um ein erstes Pilotprojekt mit dem mittelfristigen Ziel, eine leicht anwendbare, softwaregestützte Lösung zu finden, die es Landwirten erlaubt, schnell und unkompliziert Daten zu erfassen, die ihnen und AGRANA die Berechnung eigener, rohstoffkulturspezifischer Emissionsfaktoren ermöglichen.

CDP disclosure 2022

AGRANA veröffentlicht seit 2021 ihre Daten zu Treibhausgasemissionen im Rahmen des „Carbon Disclosure Project“ (CDP). Die globale gemeinnützige Organisation CDP ist die weltweit führende Plattform zur Offenlegung von Umweltdaten von Unternehmen, Regierungen und Kommunen. Im Jahr 2021 haben über 13.000 Unternehmen mit über 64 % der weltweiten Marktkapitalisierung Umweltdaten über das CDP offengelegt. Hinzu kommen mehr als 1.100 Städte, Bundesstaaten und Regionen, die ihre Daten bereitgestellt haben. Damit ist die CDP-Plattform eine der wichtigsten Informationsquellen weltweit, wie Unternehmen und Regierungen den ökologischen Wandel vorantreiben.