Bioethanol
Bioethanol – der klimafreundliche Kraftstoff.
Bioethanol ≠ Biodiesel
Bioethanol |
Biodiesel |
Bioethanol ist ein durch Gärung aus kohlenhydrathaltiger Biomasse wie Zucker und Stärke hergestellter Kraftstoff mit einem Alkoholanteil von mindestens 99 Volumsprozent und ist de facto wasserfrei. Grundsätzlich kann Bioethanol aus allen stärke- und zuckerhaltigen Rohstoffen hergestellt werden. In Europa sind die wichtigsten Rohstoffe zur Erzeugung von Bioethanol alle stärkehaltigen Getreidearten sowie Zuckerrübendicksaft. In den USA wird Bioethanol hauptsächlich aus Mais hergestellt, in den tropischen Regionen insbesondere in Brasilien, wird als Rohstoff derzeit ausschließlich Zuckerrohr verwendet. |
Biodiesel ist ein aus pflanzlichen und tierischen Ölen oder Fetten hergestellter Kraftstoff. In Europa wird Biodiesel vorwiegend aus Raps und in geringen Mengen auch aus Altspeisenöl und Tierfetter gewonnen. In anderen Regionen der Erde sind als Rohstoffe für die Biodieselproduktion auch Palmöl und Soja von Bedeutung. Biodiesel wird in Österreich im Rahmen der gesetzlichen Substitutionsverpflichtungen Diesel beigemischt und auch als 100% Biodiesel an Tankstellen vertrieben. |
Aus Eins mach MEHR
Pischelsdorf
In unserem Bioethanolwerk in Pischelsdorf|NÖ werden jährlich aus rund 600.000 Tonnen Getreide (derzeit: primär Weizen und Mais) etwa 250.000 m³ Bioethanol hergestellt. Bei einer Einführung von E10 in Österreich würde diese Menge ausreichen, um den gesamten österreichischen Bedarf an Bioethanol im Inland zu decken. Für die österreichische E10-Einführung müssten daher keine zusätzlichen Kapazitäten oder Ackerflächen für Rohstoffkulturen herangezogen werden, es würde lediglich weniger Bioethanol exportiert. Aktuell exportieren wir etwas mehr als die Hälfte der in Niederösterreich erzeugten Bioethanolmenge und verschenken damit CO2-Einsparungspotentiale, die Österreich zur Gänze selbst nutzen könnte, anstatt sie teuer in Form von Verschmutzungsrechten am Weltmarkt zuzukaufen.

Hungrana-Werk in Szabadegyháza
Die Hungrana Kft. in Szabadegyháza, an der AGRANA eine 50 %-Beteiligung hält, produziert in einer kombinierten Stärkeverarbeitungsfabrik Isoglukose und Bioethanol mit einer Kapazität von rund 187.000 m³ pro Jahr. Als Nebenprodukte der Isoglukose- und Bioethanolproduktion werden Maiskeime, Maiskleber und Futtermittel für die Tierzucht hergestellt. Als Rohstoff wird bei HUNGRANA ausschließlich Mais verwendet, wobei vier Monate des Jahres erntefrischer, sogenannter Nassmais, den Rest des Jahres Trockenmais verarbeitet wird.
Das im HUNGRANA-Werk produzierte Bioethanol wird ebenfalls im Rahmen der EU-Richtlinie zur Substitution von Benzin verwendet.
Rahmenbedingungen
EU
Zur EU-Zielerreichung verwendete Biokraftstoffe müssen dabei strenge Nachhaltigkeitskriterien hinsichtlich Rohstoffaufbringung und -kultivierung sowie Treibhausgaseinsparungen gegenüber fossilen Kraftstoffen erfüllen, die im Rahmen einer Zertifizierung nach ISCC- Standard (International Sustainability & Carbon Certification) nachzuweisen sind.
Um den Nachhaltigkeitskriterien des ISCC-Standards zu entsprechen müssen Biokraftstoffe über ihren Lebenszyklus seit Januar 2017 mind. 50%, gegenüber fossilen Treibstoffen erzielen, um als solche zu gelten. Auch an die für die Bioethanolproduktion verwendeten Rohstoffe gibt es konkrete Anforderungen:
- Rohstoffe dürfen nicht von Flächen mit hoher Biodiversität (zB. Regenwäldern, Mooren) stammen
- Dünge- und Pflanzenschutzmittel dürfen nur limitiert eingesetzt werden
- Eine lückenlose Verfolgbarkeit der Herkunft der eingesetzten Rohstoffe muss gegeben sein

Österreich
In Österreich wurde die EU-Biokraftstoffrichtlinie durch eine Substitutionsverpflichtung im Rahmen der Novelle der Kraftstoffverordnung im November 2004 erstmalig in nationales Recht umgesetzt. Im Rahmen ihrer Substitutionsverpflichtung müssen in Österreich nun seit Oktober 2008 5,75 % des Gesamtenergieinhalts aller in Verkehr gebrachten Kraftstoffe durch biogene Treibstoffe substituiert werden. Zur Erreichung dieses vorgeschriebenen Substitutionszieles können sowohl Biokraftstoffe, wie reiner Biodiesel oder der umweltfreundliche Kraftstoff SuperEthanol E85, als auch den Kraftstoffsorten Diesel und Benzin beigemischte Mengen biogener Treibstoffe herangezogen werden.
Die österreichische Substitutionsverpflichtung von 5,75 % des Energieinhaltes der in Verkehr gebrachten Kraftstoffe wird im Moment durch einen höheren Beimischungsprozentsatz von Biodiesel zu Diesel erreicht. Konkret werden dem an österreichischen Tankstellen abgegebenem Dieselkraftstoff derzeit 6,3 Energieprozent Biodiesel beigemischt. Da in Österreich eine Kraftstoffnorm für eine Beimischung von 5 Energieprozent von Bioethanol zu Benzin fehlt, werden Benzin aktuell nur rund 3,4 Energieprozent Bioethanol (das entspricht rund 5 Volumenprozent) beigemischt.
Weniger Feinstaub durch Bio-Ethanol im Tank
An der TU Wien wurde nun vom Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik in Kooperation mit AGRANA in einer Reihe von Messungen untersucht, welche Auswirkungen verschiedene Beimischungsgrade von Bio-Ethanol auf die CO2- und Partikelanzahl-Emissionen von Benzin betriebenen Kraftfahrzeugen hat.
Bei den Messungen, die von Dipl. Ing. Marcus Szikora unter der Leitung von Institutsvorstand Univ. Prof. Dr. Bernhard Geringer durchgeführt wurden, ging es aber nicht primär um die CO2-Gesamtbilanz, sondern darüber hinaus um die Feinstaub-Emissionen, die bei typischem Fahrzeuggebrauch anfallen. Konkret wurden unterschiedliche Kraftstoffmischungen (mit 5%, 10% und 20% Bio-Ethanol-Anteil) mit drei verschiedenen Benzin betriebenen Fahrzeugen (einem PlugIn-Hybridfahrzeug und zwei PKW mit konventionellem Antriebsstrang) getestet. Die Untersuchungen fanden sowohl am Rollenprüfstand an der TU Wien als auch im realen Straßenverkehr („Onroad“) statt.
Die Ergebnisse hinsichtlich der Reduktion der Feinstaub-Partikel, konkret der Partikelanzahl-Emissionen, waren beeindruckend: Im Vergleich zum gewöhnlichen Benzin mit 5% Bio-Ethanol-Anteil kann der Partikelausstoß bei Steigerung auf 10% Bio-Ethanol um bis zu 23% gesenkt werden, bei einer Beimischung von 20% Bio-Ethanol sogar um bis zu 61% - siehe Abb. 2 und 3. „Das Ausmaß dieser Reduktion ist bemerkenswert – sowohl am Rollenprüfstand als auch bei den Messungen im realen Straßenverkehr konnten wir eine CO2- und eine markante Partikelanzahl-Emissionssenkung feststellen. Positiv anzumerken ist auch, dass eine solche Maßnahme der Beimischung alle Fahrzeuge, also auch die bestehende Flotte, positiv beeinflussen würde “ so Univ. Prof. Geringer.