AGRANA hat das Geschäftsjahr 2003/04 erfolgreich abgeschlossen

Datum: 25.05.2004

Gutes Ergebnis nach Trockenjahr und ohne Sondereffekte

„Das durch schlechte Ernten gekennzeichnete Geschäftsjahr schließt etwas unter den Zahlen von 2002/03, in dem auch Sondereffekte wie 14 Geschäftsjahresmonate der AGRANA International-Gesellschaften zum Tragen gekommen waren. Dass das Ergebnis 2003/04 an das Vorjahr nahezu anschließen konnte, ist der besonderen Effizienz zu danken, mit der den erntebedingten Rohstoffkostensteigerungen und kurzen Verarbeitungskampagnen begegnet wurde“ berichtet Generaldirektor Johann Marihart anlässlich der heutigen Bilanzpressekonferenz in Wien.

Der Umsatz von 866,4 m€ liegt 1,1 Prozent unter Vorjahr, das Operative Ergebnis verfehlt mit 76,8 m€ um 4,5 Prozent den Vorjahreswert von 80,5 m€. Der Konzernjahresüberschuss liegt mit 56,5 m€ deutlicher unter dem Vorjahr (65,4 m€), allerdings schlugen damals Beteiligungsverkäufe positiv zu Buche. 65 Prozent des Umsatzes erwirtschaften die österreichischen Unternehmen, 30 Prozent tragen die Unternehmen in den MOEL bei und 5 Prozent entfallen auf die im Vorjahr erworbene und erstmals in den Konsolidierungskreis einbezogene dänische Vallø Saft A/S, die im April 2003 als erstes Unternehmen im Fruchtbereich erworben wurde.

Die österreichischen Gesellschaften im Zucker- und Stärkebereich konnten trotz schwieriger Marktbedingungen eine leichte Umsatzerhöhung verzeichnen, während die Gesellschaften in Ungarn, Tschechien und der Slowakei Rückgänge im Umsatz und Operativen Ergebnis ausweisen. Diese waren durch die Umstellung der Bilanzstichtage im Vorjahr, durch Wechselkursschwankungen sowie durch ein schwieriges Marktumfeld und höhere Rohstoffpreise im Maisbereich bedingt.

Das Operative Ergebnis hat sich aus den vorgenannten Gründen um 4,5 Prozent auf 76.833 (Vorjahr 80.476) t€ vermindert, jedoch konnte der noch nach drei Quartalen zum 30. November 2003 erwartete Rückgang von 13 Prozent durch ein sehr gutes letztes Quartal aufgefangen werden. Die konsequente Weiterführung der Strukturierungs- und Kostenoptimierungsprogramme in allen Unternehmen sowie eine verbesserte Absatzsituation hat sich positiv ausgewirkt. Berücksichtigt man noch die unterschiedliche Monatsanzahl zum Vorjahr, ist es gelungen, operativ an das sehr gute Vorjahresergebnis anzuschließen.

Das Finanzergebnis von – 6,1 m€ 2003/04 beinhaltet keine Sondereffekte aus Beteiligungsverkäufen (im Vorjahr Abgabe von Anteilen an der Leipnik-Lundenburger Invest Beteiligungs-AG). Zusätzlich schlugen sich stichtagsbezogene negative Wechselkursentwicklungen einiger Ostwährungen in Relation zum Euro negativ im Ergebnis nieder, so dass das Vorsteuerresultat deutlich unter dem Vorjahr zu liegen kam.

„Durch eine günstige Steuersituation konnte das Finanzergebnis zum Teil kompensiert werden, so dass mit 56,5 m€ das zweitbeste Jahresergebnis der AGRANA erzielt werden konnte. Der ROCE beträgt 14,8 (Vorjahr 15,3) Prozent“ berichtet Vorstandsdirektor Walter Grausam.

Der Cashflow aus dem Ergebnis wird mit 100,9 (Vorjahr 105,0) m€ ausgewiesen und beträgt 11,6 (Vorjahr 12) Prozent des Umsatzes und das 3,5fache der getätigten Investitionen.

„Wir werden daher der Hauptversammlung der AGRANA Beteiligungs-AG am 2. Juli 2004 für das Geschäftsjahr 2003/04 die Auszahlung einer Dividende von 1,80 EUR pro Stückaktie vorschlagen. Der Ausschüttungsbetrag wird 19,85 m€ für 11,027.040 nennbetragslose Stückaktien betragen“, so Marihart.

Die Aktie
Der Kurs der AGRANA-Aktie hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr neuerlich um 55 Prozent auf 61,50 € erhöht. Damit ist der Kurs der AGRANA-Aktie binnen etwas mehr als zwei Jahren von 20 € auf über 60 € gestiegen. Zum 29. Februar 2004 liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 12,0 und die Rendite bei unverändertem Dividendenvorschlag von 1,80 € pro Aktie bei 2,9 Prozent. Zum 30. April 2004 beträgt der Kurs 64,50 €, zum 14. Mai 2004 66,00 €.

Das angepeilte Wachstum der AGRANA-Gruppe sollte der Aktie weiterhin Phantasie geben.

Rahmenbedingungen
Mit 1. Mai d.J. wurden die in Erwartung einer EU-Mitgliedschaft seit 1990 in das Stammgeschäft Zucker und Stärke in den MOEL getätigten Investitionen endgültig gerechtfertigt.

Die mutig und frühzeitig begonnene Vorbereitung auf die EU-Erweiterung war ein wichtiger Teil der AGRANA-Strategie. Die Marktanteile sind durch Quoten gut abgesichert.

Zuckermarktordnung
Die EU-Zuckermarktordnung läuft bis Mitte 2006. Eine der Reformoptionen, ein Marktgleichgewicht zwischen EU-Produktion und Importen – erzielt durch Preisabsenkung – ist nicht möglich. Ein auf Gemeinschaftspräferenz, Regionalität und Solidarität aufbauendes Marktordnungsmodell braucht begrenzte Marktzuflüsse. Dies erfordert Veränderungen bei zollfreien Marktzugängen im Westbalkan- und Alles-außer-Waffen-Abkommen.

Weltmarktpreise für Zucker
Der starke Euro führte zu extrem tiefen Preisen. Das Jahr 2003/04 brachte weltweit höheren Konsum und geringere Ernten, so dass kaum weiterer Vorratsaufbau erfolgt. Die Erwartung ist daher stabil.

Bereich Zucker
Dem Hochwasserjahr 2002 folgte das Trockenjahr 2003. Die Hektarerträge lagen im gesamten AGRANA-Gebiet erheblich unter dem Vorjahr und führten zu sehr kurzen Verarbeitungskampagnen. Das günstige Erntewetter erlaubte es, einiges an Einbußen zu kompensieren: Höhere Zuckergehalte reduzierten den Energieeinsatz, geringere Erdanhänge erforderten weniger Transportaufwand. Die Verarbeitungsleistungen der Fabriken lagen trotz höherer Zuckergehalte der Rüben auf dem hohen Vorjahresniveau. Letztendlich bewirkte die mäßige Ernte in den Beitrittskandidatenländern auch eine Entschärfung der Zucker-Überbestände zum 1. Mai 2004.

Der Anbau 2004 berücksichtigt mit mehr Anbaufläche die niedrigen Lagerstände.

Insgesamt hat die AGRANA-Gruppe im Geschäftsjahr 2003/04 4,2 (Vorjahr 5,3) Millionen Tonnen Rüben zu 636.000 (Vorjahr 764.500) Tonnen Zucker verarbeitet. Dazu kommt die rumänische Raffinationsmenge von 139.000 Tonnen Zucker.

Bereich Stärke
Die Trockenheit führte in Österreich zu einer 30 %igen Kartoffelminderernte mit nur 67 Prozent Quotenerfüllung. 2004 wird mit der Ausweitung des Anbaugebietes bei Frachtkostenübernahme durch AGRANA gegengesteuert.

Im Maisstärkebereich sorgten die explodierenden Rohstoffkosten für eine erhebliche Kostensteigerung, die nur teilweise am Markt untergebracht werden konnte. Diese Situation war ähnlich in Österreich, Ungarn und Rumänien.

Die rumänische Stärketochter hat sich gut etabliert. Die ungarische Hungrana wird mit EU-Beitritt über knapp 138.000 Tonnen Isoglukose-Quote verfügen. Das Werk ist damit der größte Isoglukosehersteller Europas und in einer ausgezeichneten Wettbewerbsposition.

Eine Entspannung auf dem Maismarkt ist erst mit neuer Ernte absehbar, die von höherer Fläche dank reduzierter Flächenstilllegung (von 10 auf 5 Prozent) eingebracht werden wird.

Für Zucker und Stärke sind die Energiekosten von besonderem Stellenwert. Insofern ist die Zustimmung zur österreichischen Energiesteuer-Deckungsregelung durch Brüssel wesentlich, ebenso wie ausreichend CO2-Emissionslizenzen. Wichtig ist, dass unser künftiges Wachstum im Stärkebereich mit Gratislizenzen abgedeckt werden kann.

Bereich Fruchtsaftkonzentrate und Fruchtzubereitungen
Zur Sicherstellung weiteren Wachstums der AGRANA-Gruppe nach Erreichung der wesentlichsten Ziele in Südosteuropa im Kerngeschäft Zucker und Stärke hat der Vorstand in einem Strategieprojekt mögliche Wachstumsoptionen evaluiert. Das Ergebnis ist ein neues Geschäftsfeld „Fruchtsaftkonzentrate und Fruchtzubereitungen“.

Die Umsetzung dieser Strategie erfolgte innerhalb eines Jahres mit der Akquisition der dänischen Vallø Saft, der österreichischen Steirerobst AG und dem geplanten Erwerb der französischen Atys-Gruppe. Diese Unternehmen stehen nach dem stufenweisen Erwerb für einen Umsatzzuwachs von rund 700 Millionen €, bedeuten also einen Quantensprung für AGRANA.

Die Kaufpreise werden aus dem Free Cashflow von AGRANA geleistet werden können. Nun geht es um das Erreichen aller notwendigen wettbewerbsrechtlichen Genehmigungen und danach an die erfolgreiche Implementierung des neuen Geschäftsfeldes. Der nächste Schritt wird die Integration und die Hebung von Synergien durch eine geeignete Strukturierung sein. Dies ist eine komplexe Aufgabe angesichts der weltweiten Dimension, in die AGRANA mit dem Fruchtzubereitungsbereich vorstößt.

Laufendes Geschäftsjahr 2004/05
Im österreichischen Zuckerbereich wurden mit 9.500 Landwirten auf einer um 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöhten Anbaufläche von 44.750 Hektar Rübenkontrakte abgeschlossen. Die Vegetationsentwicklung entspricht im heurigen Jahr dem langjährigen Durchschnitt. In Ungarn, Tschechien und der Slowakei wurden insgesamt Kontrakte von 2,2 (Vorjahr 2,3) Millionen Tonnen Rüben abgeschlossen. In Rumänien konnte die für eine Rübenkampagne nötige Mindestmenge an Rübenkontrakten nicht erreicht werden, so dass in Rumänien im laufenden Geschäftsjahr 2004/05 ausschließlich Rohzucker raffiniert wird.

Der österreichische Inlandszuckerabsatz liegt im Monat März 2004 mit 30.600 Tonnen um 25 Prozent über dem Vorjahr. Dieser Trend konnte im Monat April 2004 mit einem Plus von knapp 30 Prozent weiter fortgesetzt werden.

Im Kartoffelstärkebereich in Österreich konnten Kontrakte über 233.000 (Vorjahr 213.000) Tonnen Stärke- und Bio-Stärkeindustriekartoffeln abgeschlossen werden. Bei Mais ist für das Jahr 2004/05 sowohl in Österreich als auch in Ungarn und Rumänien von einer ausreichenden Versorgung auszugehen, da die verringerte EU-Flächenstilllegung und das hohe Marktpreisniveau zu einer Erhöhung der Maisanbauflächen führen.

Im Fruchtbereich wurden mittlerweile die kartellrechtlichen Bewilligungen für den Atys-Erwerb von Frankreich, Ungarn, Mexiko und den USA bereits erteilt, in Österreich wird die Entscheidung in den nächsten Tagen erwartet, Tschechien und Slowakei werden in Kürze folgen. Gegen die vom Bundeskartellamt in Deutschland abgelehnte Bewilligung läuft beim Oberlandesgericht in Düsseldorf das Berufungsverfahren.

Ausblick
Durch die Konsolidierung der Steirerobst AG ab dem Geschäftsjahr 2004/05 erwarten wir einen Umsatz nahe an der Milliardengrenze. Eine seriöse Ergebnisprognose wird durch die erweiterungsbedingten Anpassungen in Ungarn, Tschechien und der Slowakei und in Kenntnis der Energiepreisentwicklung erst zum Halbjahr möglich sein.

Wir gehen mit Optimismus in eine Zukunft, die Jahre ökonomischer Herausforderung bringen wird. Nach der erfolgreichen Vorbereitung auf Österreichs EU-Beitritt, gefolgt von der EU-Erweiterung, freuen wir uns über die erfolgte neue Weichenstellung in Richtung Frucht, wo wir weiteres Wachstum anstreben.

Mit diesem Wachstum geht auch höherer Büroraumbedarf einher. AGRANA übersiedelt daher und ist ab sofort in der Donau-City-Straße 9 im 22. Bezirk im STRABAG-Haus beheimatet.