AGRANA – Umsatzsprung im ersten Halbjahr 2005|06

Der AGRANA-Konzern konnte im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2005|06 (1. März bis 31. August 2005) eine Umsatzsteigerung um 53,1 Prozent auf 723,5 m€ (Vorjahr 472,4 m€) erzielen

Datum: 13.10.2005

Der AGRANA-Konzern konnte im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2005|06 (1. März bis 31. August 2005) eine Umsatzsteigerung um 53,1 Prozent auf 723,5 m€ (Vorjahr 472,4 m€) erzielen. Das Umsatzplus resultierte im Wesentlichen aus der Einbeziehung des Weltmarktführers für Fruchtzubereitungen – Atys – in den Konsolidierungskreis ab dem 2. Quartal 2005|06 sowie gestiegenen Zuckerverkäufen.

Das Operative Ergebnis erhöhte sich um 19,5 Prozent auf 47,8 m€ (Vorjahr 40,0 m€). „Wir haben durch die mehrheitliche Übernahme im 2. Quartal 2005|06 und durch den um ein Jahr vorgezogenen Gesamterwerb der Atys-Gruppe Ende 2005 einen wesentlichen strategischen Meilenstein im Ausbau unserer Fruchtsparte erreicht. Damit sichern wir für den Konzern die dynamische Umsatz- und Ertragsentwicklung ab und reduzieren die Abhängigkeit von der Division Zucker“, kommentiert AGRANA-Vorstandsvorsitzender Johann Marihart die Halbjahreszahlen anlässlich der AGRANA Halbjahres-Pressekonferenz. 

Das Ergebnis nach Ertragsteuern wurde von 33,5 m€ auf 34,6 m€ gesteigert, nach Minderheitenanteilen ging der Konzernjahresüberschuss im ersten Halbjahr von 31,7 m€ auf 30,1 m€ zurück, was auf die gestiegenen Minderheitenanteile durch Atys zurückzuführen ist. Das Ergebnis je Aktie beträgt 2,12 € (Vorjahr 2,23 €).

 

AGRANA – Kennzahlen
nach IFRS
1. März bis 31. August 2005

1. Halbjahr
2005|06

1. Halbjahr
2004|05

Umsatz m€

723,5

472,4

Operatives Ergebnis m€

47,8

40,0

Ergebnis vor Ertragsteuern m€

44,8

39,6

Ergebnis nach Ertragsteuern m€

34,6

33,5

Konzernjahresabschluss m€

30,1

31,7

Ergebnis je Aktie

2,12

2,23*

Investitionen in Sachanlagen m€

38,4

22,2

Mitarbeiter m€

8.055

4.590

* Vorjahresangabe wurde gemäß IAS 33.64 angepasst.

Nach Segmenten stellen sich die Umsatzerlöse wie folgt dar:

in m€ 1. Halbjahr 2005|06 1. Halbjahr 2004|05
Segment Zucker 412,4 328,8
Segment Spezialitäten 332,9 160,3
Konsolidierung zwischen den Segmenten - 21,8 - 16,7
Umsatzerlöse AGRANA-Konzern 723,5 472,4

Ergebnis 2. Quartal 2005|06
Im 2. Quartal wurde auf Grund der höheren Absatzmenge bei Zucker und Einbeziehung von Atys in den Konsolidierungskreis ein um 80,9 Prozent auf 441,3 m€ (Vorjahr 244,0 m€) erhöhter Umsatz erzielt.

Das Operative Ergebnis des 2. Quartals lag mit 29,4 m€ um 42,0 Prozent über dem Vorjahreswert von 20,7 m€. Im Zuckerbereich konnte das Operative Ergebnis im 2. Quartal 2005|06 zwar zulegen, liegt aber im ersten Halbjahr kumuliert um 15 Prozent unter Vorjahr, während sich der Spezialitätenbereich mit einem Operativen Ergebnis-Plus von 90 Prozent fast verdoppelte.

Im 2. Quartal 2005 hat AGRANA die Beteiligung an der Atys-Gruppe auf 62,5 Prozent erhöht, der Gesamterwerb der Atys-Gruppe wurde auf Ende 2005 vorverlegt. Der ursprüngliche Vertrag sah einen Kauf in vier Teilschritten bis Ende 2006 vor.

„Dieser Schritt ermöglicht somit die Integration von Atys in den AGRANA-Konzern ein Jahr früher als ursprünglich geplant“, so AGRANA-Vorstand Walter Grausam zu dieser Entscheidung. “Dadurch können auch die geplanten strukturellen Maßnahmen innerhalb der neu geschaffenen AGRANA-Frucht-Division früher umgesetzt werden, was sich mittelfristig positiv auf die Ertragslage auswirken wird.“

Die Division Frucht soll durch die Erschließung neuer Märkte, den Ausbau bestehender Produktionskapazitäten sowie weitere Akquisitionen für weiteres Wachstum im AGRANA-Konzern sorgen. „Zum Geschäftsjahresende wird sich durch Übernahme der restlichen Atys-Anteile der Minderheitenanteil erheblich reduzieren und das Ergebnis je Aktie dadurch positiv beeinflusst werden“, betont Grausam.

Segment Zucker
Der Umsatz der Division Zucker stieg im ersten Halbjahr 2005|06 um 24,3 Prozent auf 404,3 m€ (Vorjahr 325,3 m€) deutlich an. Dies erfolgte durch erhöhte Zucker-Exportmengen und erstmals Lieferungen in die EU-Intervention. Aufgrund der niedrigeren Inlandspreise, gesunkener Exporterstattungen sowie Steigerungen bei EU-Abgaben und Frachten lag das Operative Ergebnis bei Zucker im ersten Halbjahr 2005|06 mit 22,8 m€ unter dem Vorjahreswert von 26,8 m€.

Die EU-Kommission veröffentlichte am 22. Juni 2005 ihren Legislativvorschlag für eine Reform der EU-Zuckermarktordnung. Er sieht die Einrichtung eines Restrukturierungsfonds für die freiwillige Beendigung der Quotenzuckerproduktion gegen Erhalt einer Ausstiegsprämie sowie eine Senkung des Rübenmindestpreises um 42,6 Prozent und eine Senkung des Zuckerreferenzpreises um 39 Prozent vor. Ziel der EU ist es, vor der WTO-Ministerkonferenz in Hongkong im Dezember 2005 eine politische Einigung zu erzielen.

Am 22. September 2005 hat die EU-Kommission eine flexible Quotenkürzung (Deklassierung) im Umfang von 1,8 Mio. Tonnen Quotenzucker (A- und B-Zucker) beschlossen. Dies entspricht 10,4 Prozent der Gesamtzuckerquote von 17,4 Mio. Tonnen. Die deklassierte Quotenzuckermenge ist als C-Zucker zu Weltmarktpreisen zu exportieren und entlastet den EU-Inlandsmarkt.

„Die Neuordnung der EU-Zuckermarktordnung ist eine große Herausforderung und erfordert weitere Rationalisierungen“, so Johann Marihart. Allerdings ist AGRANA in den klimatisch begünstigten europäischen Rübenanbauregionen positioniert, wo auch unter geänderten Rahmenbedingungen die Zuckergewinnung nachhaltig möglich sein sollte. Zudem bieten sich für AGRANA auch Chancen, etwa durch Wachstum bei Isoglukose oder die Verwendung von Zuckerrübendicksaft für die Bioethanol-Erzeugung. “Zucker wird jedenfalls auch nach Umsetzung der neuen Marktordnung ein Kerngeschäftsbereich der AGRANA bleiben, wenn auch nach den erfolgten strategischen Weichenstellungen nicht mehr – wie früher – das dominierende Standbein“, ist Marihart überzeugt.

Der Zuckerverkauf Österreich stieg im ersten Halbjahr 2005|06 um 35 Prozent auf 267.000 Tonnen. Dies war vor allem auf eine Erhöhung bei Exportzucker zurückzuführen, während der Inlandszuckerabsatz um 15 Prozent auf 145.000 Tonnen sank. In Österreich wird die Erntemenge für das laufende Jahr voraussichtlich bei 3,2 (Vorjahr 2,8) Millionen Tonnen und die erwartete Zuckermenge bei rund 465.000 (Vorjahr 450.000) Tonnen liegen. Die aktuelle Produktionsquote wurde von der EU mit 340.799 (Vorjahr 387.326) Tonnen Zucker festgelegt.

In Ungarn, Tschechien und der Slowakei wird ebenfalls insgesamt eine sehr gute Rübenernte von rund 2,4 Millionen Tonnen erwartet, woraus voraussichtlich 349.400 Tonnen Zucker gewonnen und die Quote zu 125 Prozent erfüllt werden wird. Aus der erwarteten Zuckerrübenernte von 101.000 Tonnen in Rumänien können voraussichtlich 12.800 Tonnen Zucker gewonnen werden. Zusätzlich werden voraussichtlich 192.500 Tonnen Zucker aus Rohzucker raffiniert. Damit gewinnt AGRANA aus rund 5,7 (Vorjahr 5,1) Millionen Tonnen Rüben und 192.000 Tonnen Zucker aus Rohzuckerraffination erstmals über 1 Million Tonnen Zucker.

Segment Spezialitäten (Stärke und Frucht)
Das Segment Spezialitäten ist im 2. Quartal 2005|06 von der Erstkonsolidierung der Atys-Gruppe geprägt. Der Halbjahresumsatz stieg von 147,1 m€ auf 319,2 m€, das Operative Ergebnis erhöhte sich um 90 Prozent auf 25,0 m€.

Division Stärke
Der Stärkebereich verzeichnete zwar einen rohstoffbedingt leichten Preisrückgang, dieser wurde aber durch Mengenausweitungen und eine Verbesserung des Produktmixes überkompensiert und hat damit die positive Entwicklung fortgesetzt.

In der Kartoffelstärkefabrik in Gmünd wurde am 22. August 2005 mit der Verarbeitung von Stärkekartoffeln begonnen. Im laufenden Geschäftsjahr wird aus 245.000 (Vorjahr 204.000) Tonnen Stärkekartoffeln eine Kartoffelstärkemenge von rund 49.000 Tonnen erwartet.

Im ersten Halbjahr 2005|06 konnte die Maisverarbeitung in der Stärkefabrik Aschach um 10 Prozent auf 150.000 Tonnen gesteigert werden, was bereits auf den Kapazitätsausbau zurückzuführen ist.

Im Stärkebereich International wurden sowohl die Absatzmengen um 13 Prozent wie auch der Umsatz im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres um sieben Prozent gesteigert.

Bioethanol
Die AGRANA Bioethanol GmbH wurde im Juli 2005 gegründet, die Planungsarbeiten für die Errichtung der ersten österreichischen Bioethanolanlage sind in vollem Gange. Als Produktionstechnologie wurde unter den gegebenen Standortbedingungen (Rohstoffeinsatz, Energiekosten) und bezogen auf die Ausbeute ein Verfahren gewählt, mit dem aus unterschiedlichen agrarischen Rohstoffen (Weizen, Nassmais und Rübenzuckerdicksaft) ab September 2007 jährlich 200.000 m3 Bioethanol gewonnen werden können.
Die Produktion von Bioethanol in Ungarn und die Verkäufe an die ungarische Mineralölindustrie begannen plangemäß. Hungrana wird bis 2007 insgesamt 63.200 m³ Bioethanol an die ungarische Mineralölindustrie liefern.

Division Frucht
Der Verkauf von Fruchtzubereitungen lag im ersten Halbjahr 2005 um 9,4 Prozent über dem Vorjahr. Diese Steigerung war unter anderem auf höhere Verkaufsmengen in traditionellen Märkten wie Frankreich und auf hohe Zuwachsraten in Ländern wie Argentinien und Mexiko zurückzuführen. Die neuen Produktionsstätten in Serpuchov/Russland und Tennessee/USA haben die Produktion planmäßig aufgenommen.

Der Umsatz von Atys konnte im ersten Halbjahr vom 1. Jänner bis 30. Juni 2005 um neun Prozent gesteigert werden. Mit den drei bereits bestehenden Werken in Ohio, Texas, Florida und nach erfolgreicher Fertigstellung des Atys-Fruchtzubereitungswerks in Tennessee kann Atys an dem sich dynamisch entwickelnden nordamerikanischen Markt weiter wachsen. Die USA sind mit einem Volumen von rund 30 Prozent des Verkaufs von Fruchtzubereitungen neben Europa der wichtigste Markt für Atys.

Im Bereich Fruchtsaftkonzentrate erfolgt die zentrale Vertriebssteuerung seit Anfang Mai 2005 über die AGRANA Fruit Juice GmbH in Bingen, Deutschland. Damit werden ein gemeinsames Auftreten der Konzernunternehmen gegenüber den Kunden gewährleistet und Synergien zwischen den einzelnen Beteiligungen genutzt. Die Verkaufsmengen im ersten Halbjahr 2005 lagen um 11 Prozent über Vorjahr.

Während der Umsatz der VallØ Saft auf Vorjahresniveau liegt, konnte die Wink-Gruppe den Umsatz im ersten Halbjahr deutlich steigern.

Die Steirerobst AG erzielte während der ersten sechs Monate 2005 (1. Jänner bis 30. Juni) eine Umsatzsteigerung von fünf Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dies ist auf Umsatzzuwächse in beiden Bereichen – Fruchtzubereitungen und Fruchtsaftkonzentrate – zurückzuführen.

Nach einem mehrmonatigen Probebetrieb wurde am 23. September 2005 das Steirerobst Werk für Fruchtzubereitungen in Serpuchov, südlich von Moskau, Russland, offiziell eröffnet. Im Konzentratbereich konnte die Zusammenlegung der ungarischen Standorte der
Steirerobst im ostungarischen Hajdusamson vor der Apfelkampagne abgeschlossen werden.

Am 23. August 2005 beschloss die a.o. Hauptversammlung eine nicht verhältniswahrende Spaltung der Steirerobst AG. Mit dem Wegfall des Streubesitzes erfolgte auch die Streichung der Notiz der Steirerobst-Aktien an der Wiener Börse am 5. Oktober 2005. Dieser Schritt ermöglicht die rasche Integration und den weiteren Ausbau der Frucht-Division innerhalb der AGRANA.


Ausblick
„Im 2. Quartal des Geschäftsjahres 2005/06 ergab sich durch die Aufnahme der Atys in den Konsolidierungskreis jener Wachstumsschub, der den Jahresumsatz auf voraussichtlich 1.430 m€ steigen lassen wird“, so Finanzvorstand Walter Grausam. „Der Spezialitätenbereich wird sich erwartungsgemäß weiterhin dynamisch entwickeln und bis Jahresende einen Umsatzanteil von über 50 Prozent erreichen“, so Grausam weiter.
Im 2. Halbjahr 2005/06 wird für die Division Zucker aufgrund der gestiegenen Energiekosten für die Kampagne und gleichzeitig niedrigeren Absatzmengen bei Quotenzucker eine schwächere Entwicklung erwartet. Die weitere Marktpreisentwicklung bei Zucker sollte durch die Deklassierung eine Festigung erfahren.
Für den Spezialitätenbereich Stärke und Frucht sollte sich der Ergebnisanstieg fortsetzen und sich der Beitrag des Segments zum Gesamtergebnis im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppeln.