Neue Zuckermarktordnung macht Rationalisierungsmaßnahmen bei AGRANA notwendig

Zuckerstandort Österreich muss erhalten bleiben

Datum: 23.01.2006

Zuckerstandort Österreich muss erhalten bleiben
Der Aufsichtsrat der AGRANA Beteiligungs-AG hat heute die Auswirkungen der im November 2005 beschlossenen Reform der EU-Zuckermarktordnung und der WTO-Entwicklungen und deren Konsequenzen für das Unternehmen beraten. AGRANA hat sich - trotz der gesamteuropäischen notwendigen erheblichen Produktionseinschränkung um ein Drittel - zum Ziel gesetzt, das Zucker-Produktionsniveau im Umfang der vollen EU-Quote aufrechtzuerhalten, WTO bedingt entfallen jedoch künftig darüber hinausgehende Produktionsmöglichkeiten für den Export.

Verbunden mit einer Senkung der Zuckerpreise und mit erheblichen Zahlungen an den Restrukturierungsfonds wird der Kostendruck auf die Industrie deutlich ansteigen. Weit reichende Rationalisierungs- und Konzentrationsmaßnahmen sind daher unumgänglich. AGRANA wird zwei ihrer elf Zuckerfabriken schließen und so die Auslastung der verbleiben-den Werke in den jeweiligen Ländern verbessern. Von dieser Restrukturierung betroffen sind die Werke Hohenau in Österreich und Rimavská Sobota in der Slowakischen Republik, die in der Kampagne 2006/07 keine Rüben mehr verarbeiten sollen.

Österreich: Tulln und Leopoldsdorf nachhaltig abgesichert
Die Kapazität der Rübenverarbeitung in den drei österreichischen Werken liegt bei rund 40.000 Tonnen pro Tag, womit nach Wegfall der Exportmöglichkeiten die künftige maximale österreichische Rübenproduktion von rund 2,6 Mio. Tonnen nur eine Auslastung von 65 Kampagnetagen bedeuten würde. Damit wäre AGRANA nicht wettbewerbsfähig. Durch eine Ausdehnung der Kampagnedauer auf knapp 100 Verarbeitungstage soll künftig die gesamte österreichische Zuckerquote in zwei Fabriken erzeugt werden. Durch diese Standortkonzentration können die Zuckerfabriken Tulln und Leopoldsdorf mit insgesamt rund 450 Mitarbeitern auch unter den neuen Zuckermarktordnungsbedingungen abgesichert werden.

Der Standort Hohenau kann nur mehr als Lagerstandort weitergeführt werden. Von der Restrukturierung des Standortes sind zunächst 136 Mitarbeiter betroffen, wobei die Dienstverhältnisse größtenteils erst im Sommer 2006 enden. Den 20 Lehrlingen wird die Beendigung ihrer Ausbildung bei AGRANA ermöglicht. Die Zucker-Lagersilos des Werkes Hohenau werden mit zehn Mitarbeitern weiterbetrieben. Darüber hinaus werden zehn bis 15 Mitarbeiter in andere Bereiche des Konzerns übernommen werden.  Für 30 Mitarbeiter über 55 Jahren werden Altersteilzeitmodelle und ein Sozialplan die Zeit bis zum Pensionsanspruch überbrücken. Für rund 20 Mitarbeiter unter 55 Jahren wird gemeinsam mit dem Betriebsrat im Rahmen des Sozialplans und im Wege einer Arbeitsstiftung eine Lösung gesucht.

Gespräche über weitere Nutzung des Standortes Hohenau
Die Sorge der Unternehmensleitung gilt nicht nur den Mitarbeitern sondern auch der Weiterführung des Standortes. Zu diesem Zweck hat AGRANA innerhalb der Raiffeisenorganisation und mit der niederösterreichischen Betriebsansiedelungsgesellschaft EcoPlus intensive Gespräche über mögliche betriebliche Nachnutzungen des Werksgeländes und über Beschäftigungsmöglichkeiten aufgenommen.

Bioethanol-Offensive schafft zusätzliche Arbeitsplätze
Im bereits beschlossenen und derzeit in Planung befindlichen Bioethanol-Werk in Pischelsdorf/NÖ werden mehr als 50 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. 45 davon stehen für Mitarbeiter der Zuckerfabrik Hohenau zur Verfügung und werden diesen angeboten. Im neuen Werk, das im Herbst 2007 in Betrieb gehen wird, werden mehr als 500.000 Tonnen an land- wirtschaftlichen Rohstoffen verarbeitet. Damit sichert die neue Ethanolfabrik auch die Existenz zahlreicher landwirtschaftlicher Familien.

Slowakei
Zusätzlich zu den Veränderungen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen zwingen in der Slowakischen Republik die kleinen Werksstrukturen zu Rationalisierungsmaßnahmen.
Die Rübenmenge der slowakischen Zuckerfabrik Rimavská Sobota, die eine Verarbeitungskapazität von lediglich 2.500 Tonnen pro Tag aufweist, soll zukünftig im Werk Sered verarbeitet werden. Die Produktion der gesamten auf AGRANA entfallenden slowakischen Zuckerquote (56.670 Tonnen) wird bei geringfügigen Erweiterungs- investitionen in Sered in maximal 110 Tagen möglich sein. Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern über einen Sozialplan für die von der Werksschließung betroffenen 123 Mitarbeiter werden in den nächsten Tagen aufgenommen.

Diese Maßnahmen, die im Geschäftsjahr 2005/06 einen einmaligen Restrukturierungsaufwand von rund 25 Mio. EUR erfordern, legen die Grundlage für eine nachhaltige und wirtschaftliche Zucker- produktion für die AGRANA-Gruppe und sichern AGRANA auch unter neuen Rahmenbedingungen eine wettbewerbsfähige Position.