Sinkende Beimischung von Ethanol der ersten Generation - wie von EU ab 2021 geplant - schädigt Umwelt und Landwirtschaft
Datum: 12.12.2016AGRANAs Bioethanolerzeugung ist wertvoller Beitrag zur Treibhausgas-Reduktion, Feinstaubverringerung und Eiweißfuttermitteleigenversorgung
Die EU-Kommission hat vor kurzer Zeit den Vorschlag einer EU-Richtlinie für erneuerbare Energien vorgelegt, in welchem ein Absenken des Einsatzes von Biokraftstoffen, die aus landwirtschaftlichen Rohstoffen (= 1. Generation) hergestellt werden, angepeilt wird. Demnach soll deren Anteil ab 2021 von 7% auf maximal 3,8% im Jahr 2030 gesenkt werden. Der Einsatz von aus Stroh, Holz und Abfällen hergestelltem Ethanol (= 2. Generation) soll hingegen bis 2030 stufenweise auf 3% erhöht werden.
Die EU-Kommission begründet ihren Rückzieher mit mäßigen Klimaeffekten von Biotreibstoffen der sogenannten „1. Generation“. Diese Argumentation ist nicht nur falsch sondern lässt die enormen Vorteile von konventionellem Treibstoff-Ethanol für die Umwelt und darüber hinaus für die Landwirtschaft völlig unberücksichtigt. Denn die AGRANA-Bioethanolanlage in Pischelsdorf
- spart 70% Treibhausgasemissionen gegenüber Benzin (300.000 t CO2 Einsparung)
- bewirkt eine 30% geringere Partikel-Emission und damit eine niedrigere Feinstaubbelastung durch Benzin-Motoren
- ersetzt durch die Gewinnung von gentechnikfreiem Eiweißfuttermittel als Nebenprodukt den EU-Import von rund 200.000 t gentechnisch verändertem Sojaschrot aus Südamerika
- stellt für die Getränkeindustrie 100.000 t Gärungs-Kohlensäure aus nachwachsendem Rohstoff statt aus fossilen Quellen her
- sorgt für eine wichtige Marktentlastung bei Getreide
AGRANA produziert in Österreich und Ungarn rund 400.000 m3 Bioethanol, wofür rund 1 Mio. t Überschussgetreide benötigt werden. Damit führt AGRANA in Mitteleuropa – mit einem Überangebot von ca. 8-12 Mio. t Getreide pro Jahr – immerhin rund 10% dieser Menge einer lokalen Wertschöpfung statt eines unbearbeiteten Exports zu. - stellt Bioethanol ausschließlich aus dem Stärkeanteil von Futtergetreide-Überschüssen her und lässt den wertvollen Proteinanteil im Futterkreislauf
Zu den EU-Plänen einer zukünftig stärkeren Berücksichtigung von Ethanol der 2. Generation stellt AGRANA Vorstandsvorsitzender Johann Marihart fest: „Biotreibstoffe aus Holz, Stroh und Abfällen führen zu Kosten, die doppelt so hoch wie bei konventionellem Ethanol sind. Sie werden in absehbarer Zeit kommerziell nicht verfügbar sein. Darüber hinaus ist bei Ethanol der 2. Generation kein wertvolles gentechnikfreies Eiweißfuttermittel als Nebenprodukt zur Deckung unserer Eiweißlücke herstellbar und angesichts des hohen Enzym- und Energieverbrauchs die gesamte Klimabilanz zu hinterfragen. Die Europäische Kommission wäre gut beraten, die Erfolge bisheriger hoch geförderter Projekte zu evaluieren und ihre Erwartungen diesbezüglich drastisch zurückzunehmen.“
Faktum ist: AGRANA leistet mit ihrer Bioethanolerzeugung einen wertvollen Beitrag zur Treibhausgas-Reduktion und gleichzeitig zur Stabilisierung des Getreidemarkts. „Damit wird die Abhängigkeit von Erdölimporten verringert und Wertschöpfung sowie Arbeitsplätze im Land gesichert. Das Klimaprotokoll von Paris ist ein herausforderndes Ziel. Der von der EU-Kommission geplante Schritt einer Beimischungsabsenkung von Ethanol der 1. Generation würde einen klimatischen Rückschritt bedeuten“, betont Marihart.
Die AGRANA Bioraffinerie in Pischelsdorf (NÖ) ist durch die Integration einer Weizenstärkefabrik mit der Bioethanolanlage mittlerweile ein Musterbeispiel für Ressourceneffizienz und gilt international als Benchmark. Dabei gehen die bei der Herstellung von Weizenstärke und –gluten ungenutzt bleibenden Rohstoffbestandteile in die Bioethanolerzeugung. Gemeinsam mit dem Eiweißfuttermittel Actiprot und mit hochreinem CO2, welches der Industriegaskonzern Air Liquide aus den Gärtanks der Bioethanolanlage verflüssigt, werden am Standort Pischelsdorf aus dem Rohstoff Futterweizen somit vier hochwertige Produkte hergestellt und das eingesetzte Getreide zu 100 Prozent verwertet.
Über AGRANA
AGRANA veredelt landwirtschaftliche Rohstoffe zu hochwertigen Lebensmitteln und einer Vielzahl von industriellen Vorprodukten. Rund 8.600 Mitarbeiter erwirtschaften an weltweit über 50 Produktionsstandorten einen Konzernumsatz von rund 2,5 Mrd. €. Das Unternehmen wurde 1988 gegründet und ist heute das führende Zuckerunternehmen in Zentral- und Osteuropa, im Segment Stärke ein bedeutender Produzent von Spezialprodukten in Europa sowie größter Hersteller von Bioethanol in Österreich. AGRANA ist außerdem Weltmarktführer bei Fruchtzubereitungen und der größte europäische Produzent von Fruchtsaftkonzentraten.