Fruchtvertragsanbau als Erfolgsfaktor bei Fruchtzubereitungen

Im Geschäftsbereich Fruchtzubereitungen werden ausschließlich tiefgekühlte und aseptische Früchte verarbeitet, um eine von der jeweiligen Frucht-Erntesaison unabhängige Produktion zu ermöglichen.

Um Beschaffungssynergien besser steuer- und nutzbar zu machen, liegt der Einkauf von Früchten in der zentralen Verantwortung der AGRANA Fruit Services GmbH. Sie ist die in allen wesentlichen Fruchtanbauregionen in 48 Ländern weltweit tätige Fruchteinkaufsorganisation des Geschäftssegments Frucht.

AGRANAs besonderer Wettbewerbsvorteil liegt im Bezug von tiefgekühlten Früchten direkt vom Produzenten bzw. über Vertragsanbauverträge, die auch im Segment Frucht zunehmend an Bedeutung gewinnen. Vertragsanbau gekoppelt mit beratender Unterstützung landwirtschaftlicher Produzenten erhöht die Nahrungsmittelsicherheit durch erleichterte Qualitätssteuerung und lückenlose Rückverfolgbarkeit in der Produktionskette. Dies ist vor allem im Bio-Bereich von besonderer Bedeutung. Um ökonomische, ökologische aber auch soziale Aspekte in der Rückverfolgbarkeitskette optimieren zu können, betreibt AGRANA in Marokko, Mexiko, Polen und der Ukraine auch eigene Verarbeitungsanlagen der ersten Transformations-Stufe, in denen erntefrische Früchte sortiert, geputzt und tiefgekühlt werden. 

Beispiele Fruchtvertragsanbau

Aufgrund der Nachfrage nach regional und nachhaltig produzierten Äpfeln für Fruchtzubereitungen startete die AGRANA-Fruchtzubereitungssparte im Geschäftsjahr 2018|19 im mexikanischen Bundesstaat Puebla ein Projekt, um den in dieser Region seit den 1940er Jahren bestehenden Apfelanbau unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien zu professionalisieren. In den drei rund 200 Kilometer östlich von Mexico City gelegenen Gemeinden Zaragoza, Zacatlan und San Salvador el Seco leben mehr als 50 % der ca. 120.000 Einwohner in Armut. Da in der Vergangenheit mit dem wenig professionellen Apfelanbau kein Lebensunterhalt mehr verdient werden konnte, wurden bestehende Plantagen gerodet und zur Erzeugung anderer, weniger geeigneter Kulturen, wie z.B. Kartoffeln, herangezogen. Dieser Verwendungswechsel führte einerseits zu Bodenerosion und Nitratbelastungen des Grundwassers, daneben machte der hohe notwendige Pestizideinsatz eine Fruchtfolge nach Kartoffeln schwierig.

Im Rahmen dieses bis 2025 geplanten Projektes unterstützt AGRANA interessierte Bauern mit Wissensvermittlung und Abnahmegarantien dabei, mit nachhaltigem, den Boden und die Biodiversität aufbauendem Apfelanbau Arbeitsplätze zu schaffen sowie Einkommen zu generieren. Konkret werden die teilnehmenden Anbauer mit Schulungen zum Thema Baumschnitt, Düngung und Baumgesundheit sowie Betriebs- und Umweltmanagement bis 2025 vorbereitet mit ihren Betrieben die von SAI Platform vorgegebenen Nachhaltigkeitskriterien für den FSA Silber-Status einhalten zu können. Von den Erträgen der im Rahmen des Projektes angepeilten ca. 175 Hektar Apfelflächen werden rund 5.000 Personen direkt oder indirekt profitieren.

Mexiko

 AGRANA startete 2013 ein Projekt zur Unterstützung der Zertifizierung von Erdbeer- und Brombeerlieferanten nach dem Rainforest Alliance-Standard (RFA) in Jacona/Michoacán|Mexiko. Die teilnehmenden Lieferbetriebe konnten mit Unterstützung des lokalen Teams von AGRANA-Kulturberatern die agrarische Praxis im Anbau verbessern, Wasser- und Abfallmanagement einführen sowie Maßnahmen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz für ihre über 2.000 Mitarbeiter umsetzen und sich nach dem RFA-Standard zertifizieren lassen. Die Lieferbetriebe profitierten nicht nur im Rahmen der höheren Wettbewerbsfähigkeit durch die Zertifizierung, sondern auch durch ihre neue Beliebtheit als Arbeitgeber. AGRANA durfte sich für ihr Engagement über einen Preis als eines der drei besten mexikanischen Unternehmen, und das beste in der Beerenverarbeitung, im Bereich Agrarpraxis und Lebensmittelsicherheit, vergeben von Primus GFS, einer global aktiven Initiative zur Lebensmittelsicherheit, freuen.

Regenerative Landwirtschaft im Fruchtanbau

Im Geschäftsjahr 2020|21 startete AGRANA ein Projekt zur regenerativen Landwirtschaft in der Kultivierung von Früchten, für die es bisher kaum verbindliche Vorgaben für regenerativen Anbau gibt. Regenerative Landwirtschaft dient u. a. der CO2-Fixierung im Boden durch Humusaufbau und damit der Bodengesundheit sowie der Steigerung der Artenvielfalt.

Im Geschäftsjahr 2022|23 hat der Geschäftsbereich Fruchtzubereitungen seinen im Vorjahr entwickelten Leitfaden für regenerative Praktiken im Fruchtanbau um eine Scorecard erweitert, um Fortschritte im regenerativen Anbau von Früchten am landwirtschaftlichen Betrieb messbar zu machen. Daneben wurde der Leitfaden online zur Verfügung gestellt, um Wissen zu teilen und die Nutzung zu fördern. Seit der Veröffentlichung wurde er von Kunden, Lieferanten, NGOs und wissenschaftlichen Institutionen heruntergeladen.

AGRANAs Geschäftsbereich Fruchtzubereitungen ging im Berichtsjahr Partnerschaften mit einem Heidelbeerproduzenten in Kanada und einem Erdbeererzeuger in Mexiko ein, die in Pilotprojekten regenerative Praktiken für die genannten Busch- und Bodenfrüchte umsetzen werden. Bei dem bereits fortgeschrittenen Anwender regenerativer Maßnahmen in Kanada, der schon längere Zeit auf minimalinvasive Bodenbearbeitung, Deckfrüchte und Mulchen setzt, konnten durch Berechnungen mit dem Cool Farm Tool eine negative CO2-Bilanz sowie eine verbesserte  Bodengesundheit und eine Steigerung der Artenvielfalt nachgewiesen werden. Im Geschäftsjahr 2023|24 wird der Geschäftsbereich eine Pilotfarm für regenerativen Anbau für Erdbeerproduzenten in Mexiko errichten.